Eine Philosophie der Praxis

Nichts ist praktischer als eine gute Theorie.  Denn sie entstammt meist aus dem was ist, aus Beobachtung eines Vorgangs, gepaart mit logischen Denken.  Von der Theorie werden dann  Methoden und Prinzipien abgeleitet oder durch Deduktion gewonnen.  Im allgemeinen gilt, dass Praxis ohne bestens geeignete, hinzugehörenden Theorien eben nur Praxis ist. 

Der Powerfußball besteht aus einer langen Reihe von passenden Theorien, die ich hier nicht aufführen will, die Sie aber selbst entdecken können, wenn Sie die ganze Sache durchlesen.

Praxis und Theorie

Der Economist berichtet von einem Cambridge Management Theoretiker, der sich das Oxford-Cambridge Rennen ansah.  Er fand dass Cambridge Athleten zwischen Konkurrenz und Kooperation kämpften.  Sie müssen konkurrieren, um Rivalen auszustechen; sie müssen jedoch auch kollaborieren, um den Oxford Konkurrenten zu besiegen.  Um schnell zu rudern, müssen sie ihre Anstrengungen synchronisieren, mit den gleichen Kameraden, mit denen sie auch um einen Platz im Rennen konkurrieren. 

Wie von den Japanern gelernt, schlug der Theoretiker vor, ihre Probleme selbst zu lösen.  So kam er zu der Einsicht, dass es für die Ruderer am besten ist, wenn sie sich hervortun, ohne dass sie sich hervortun.  So entwickelt sich eine aalglatte Technik, die das Boot schnell macht.  Im Harvard Business Review steht ähnliches.  Spieler (oder Arbeiter) schätzen Verträglichkeit mehr als Fähigkeit.  Je besser sich Teammitglieder untereinander verstehen, desto besser arbeiten sie zusammen.  Natürlich.  Man muss dieses „Wissen“ nur anzuwenden wissen.

Cognition

Viele wissen.  Aber wissen allein ist unsinnig und nutzlos.  Man muss Wissen auch verstehen.  Erst wenn man es bestens versteht, kann man es anwenden.  Erst wenn man es maximal anwenden kann, kann man, was man tut, analysieren, es auseinander nehmen und neu, besser zusammensetzen.  Danach synthetisiert man das Analysierte.  Man trägt viele Informationen, Konzeptionen zusammen, um ein holistisches Verstehen des Spiels zu erreichen.  Durch objektive Evaluation kann man das Neue Spiel im Kopf testen, bevor es das Alte Spiel übernimmt. 

So ging es mit dem Powerfußball.  Im Kopf, hundert Mal im Kopf.  Bis jede Stufe kristallklar erleuchtet und ausgeleuchtet war.  So muss es auch mit den Spielern gehen.  Fußball wird durch den Kopf gespielt.  Eigentlich, wenn Sie die ganze Aktivität des Fußballs synthetisieren, geht es im cognitivem Domain nur um die Taktik, im Powerfußball um die organische Taktik.  So entstand sie, so ist sie.  Sie macht 40% des Spiels aus.  Wird diese Taktik total beherrscht – nach drei Jahren, täglich 1 bis 1 ½ Stunden – verändert sich der visuelle Aspekts des Spiels sich dramatisch. 

Ähnlich ist es mit den Hunderten von Seminaren.  Sie machen 20% des Ganzen aus.  Durch einen Prozess des transformierenden Lernens schmilzt so eine Truppe zusammen, die ein Supergehirn hat, zusammengesetzt aus den vielen (22) Einzelgehirnen.  Ein engeres Team kann es nicht geben.  Daher bleibt die Mannschaft auch immer zusammen.  Selbst eine neues Mitglied würde die Effektivität des Teams dramatisch verschlechtern. 

Psychomotor Domain

Was bleibt, sind 40% Freiraum.  Davon gehen 30% auf das Psychomotor Domain:  Pass und Torschuss.  Erst die Technik, die Perzeption, für zwei Monate, im Seminarraum, bis zur Perfektion im Kopf geübt.  Danach kommt die Simulation, die halbstündige Anwendung im Pass Karussell und in der Schusshalle.  Hundert Tausend Mal, mit beiden Beinen, bis zur Perfektion.  Dann die Anwendung auf dem Spielplatz.  Proof ist die hohe Torquote.  Selten ein Spiel mit einem einstelligen Torergebnis.  Nach fünf Jahren Meisterschaft des Geübten.
Die restlichen 10% der Gesamtanstrengung verteilen sich auf verschiedene Dinge:  Kopfbälle
(nur zur Abwehr), Sprints, Yoga, Tae Bo. 

So wird der Fußball zur Kunst erhoben.  Zur Performance.  Fast zum Ballett.  Basiert auf einer außerordentlichen Geschicklichkeit, auf Perfektion.  Das Witzige ist, dass es jederzeit passieren kann.  Alle Voraussetzungen sind da.  Nur muss einer den Anfang machen.  Dazu braucht es gar nicht einmal sehr viel Mut.  Denn alle Komponenten des Powerfußballs gibt es schon.  Sie werden schon hier und dort erfolgreich angewendet.  Im Powerfußball sind sie zusammengetragen und zusammengefügt.  Nun braucht er einen Macher, der ihn einfach in die Tat umsetzt.

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