C.H. Jung und der Fan

Um den Fan zu verstehen, braucht man Tiefenpsychologie, denn ohne sie ist die Begeisterung für den Sport, und insbesondere für den Fußball, ein Spiel, das mit dem runden Ball der Weltkugel gespielt wird, schlecht zu verstehen. C. H. Jung ist der Gigant der Tiefenpsychologie. Die vier Konzepte, die folgen, sind nur ein kleiner Bruchteil seines opus magnum, aber treffend für den Fan.

Identität

Identität ist eine psychologische, unbewusste Konformität. Es ist ein Charaktermerkmal einer nicht sehr entwickelten Mentalität. Sie ist die Grundlage der Partizipationsmystik, ein Überbleibsel der uralten Vermischung von Subjekt, Fan und Objekt + Spieler. Identität mit den Eltern ist die Basis für diese Identifikation. Man glaubt, dass andere so sind wie man selbst; dass das, was angenehm für den Einen ist, auch angenehm für den Anderen ist; und dass das, was den Einen auszeichnet, auch den Anderen auszeichnet. Auch versucht man in dem Anderen das zu verbessern, was man in sich selbst verbessern sollte. Aber Identität ermöglicht auch eine bewusst kollektive und soziale Haltung: "mein Verein ist mein Leben" oder "ich liebe meinen Verein".

Identifikation

In diesem psychologischen Prozess ist die Persönlichkeit teilweise oder ganz dissimiliert. Hierbei entfremdet sich das Subjekt, der Fan, von sich selber, des Objekts wegen, also des Vereins oder einer der Spieler wegen. Da ist der Fan sozusagen verkleidet. Wenn sich ein Fan mit einem Spieler identifiziert, benimmt er sich wie der Spieler, als ob er der Spieler wäre. Der Fan imitiert den Spieler also nicht, denn Imitation ist eine bewusste Nachahmung. Er identifiziert sich mit ihm, ohne sich dessen bewusst zu sein. Imitation ist wichtig für junge Menschen, um ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Imitation ist auch wichtig für Spieler, die ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten entwickeln wollen. Imitation ist vorteilhaft, so lange sie nicht zur Bequemlichkeit ausartet und den Menschen hindert sich selbst zu entwickeln. Identifikation ist vorteilhaft, wenn der Einzelne nicht seinen eigenen Weg gehen kann, und er Hilfe und Unterstützung braucht. Es kann aber auch ausarten, wenn es den Menschen in zwei gegenseitig entfremdete Persönlichkeiten aufspaltet. Identifikation hat meist einen vorteilhaften Zweck: der Fan benimmt sich wie der Spieler, löst Probleme und Aufgaben wie der Spieler oder überwindet Hürden wie der Spieler.

Projektion

Man projektiert etwas von sich selbst auf andere. Der Fan zum Beispiel projektiert etwas auf den Spieler oder den Verein. Meist ist es negativ. So wird man etwas los, das einem weh tut oder das einem nicht ins Konzept passt. "Diese Pfeife von Schiedsrichter, das hätte er doch sehen müssen!" Man kann aber auch positiv projektieren, indem man den anderen mit Qualitäten beglückt, die man selber hat und für gut befindet. "Schau mal, wie der hart ran geht!" Projektion ist so eine Art bemerkbare Identität. Ein Fan fühlt sich gut oder empfindet etwas gut, übergibt das Gefühl oder die Empfindung einem bewunderten Spieler, animiert ihn dadurch und kommt so dem Spieler näher. "Der Peter spielt gut heute!", obwohl der Peter heute gar nicht gut spielt.

Partizipationsmystik

Dieser Ausdruck, so Jung, bedeutet eine seltsame psychologische Verbindung mit Objekten, in unserem Falle mit dem Verein und den Spielern. Das Subjekt, der Fan, kann sich nicht klar vom Verein oder dem Lieblingsspieler unterscheiden. Er ist an Verein oder Spieler direkt gebunden. Dies entspricht einer teilweisen Identität. Diese Identität ergibt sich durch ein Gefühl der Einheit zwischen Fan und Verein/Spieler. Partizipationsmystik ist ein Überbleibsel eines primitiven menschlichen Zustandes. Das Objekt, Spieler oder Verein übt einen fast magischen Einfluss auf den Fan aus.

Es ist wichtig, für Sie als Manager, zu verstehen, warum die Leute ins Stadion kommen. Es sind uralte Triebe, Sehnsüchte und Sinnesmuster am Werk. Missverstehen Sie diese, schlimmer, gehen Sie gegen diese Triebe an, indem Sie zum Beispiel nur vom Geld reden, tun Sie dem Verein Unrecht, denn dann kommen die Fans nicht mehr ins Stadion. Oder sie schreiben "Scheißmillionäre" auf ihre Transparente. Unterstützen oder Hervorrufen brauchen Sie die Sehnsüchte des Fans auch nicht. Sie sind schon tief in der Psyche des Fans eingebaut. Nur um sie zu wissen, sie zu verstehen und zu achten ist wichtig. Sehen Sie sich selbst als eine Art Merlin, eine Sagengestalt, die diesen Zauber der Psyche hervorruft. Nur dürfen Sie nicht vergessen, dass Sie kein Merlin sind.

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