Der Trainer als Fazilitator

Die meisten gegenwärtigen Trainer sind frühere Fußballspieler.  Es geht in Vereinskreisen der irrsinnige Glaube um, dass Trainer, weil sie über die Jahre hundert Mal für die Nationalelf gespielt haben, etwas wissen müssen, was andere nicht wissen können.  Nicht nur in Deutschland, in der ganzen Welt hält man an diesen Glauben.  Ist er gerechtfertigt?

Trainerfähigkeiten – wie es ist

Nein, er ist nicht gerechtfertigt.  Es gibt mehrere Gründe.  Als Spieler hat er über Jahre all die falschen Dinge gelernt.  Das falsche Training, die falsche Taktik, der falsche Führungsstil, die falschen Werte, den falschen Umgang mit Spielern, etc.  Mit anderen Worten, ein Spieler zu sein ist etwas ganz anderes als ein Trainer zu sein.  Wie Apfel und Birnen. 

Noch schlimmer ist, dass Trainer sich nicht verändern können, oder das Falsche entlernen können.  Der Mensch hat keinen „Entf“ Knopf im Gehirn.  Wenn sich Gehirnmuster einmal gebildet haben, kommen wir aus ihnen so leicht nicht wieder raus (das gilt auch für Reporter).

Man könnte sich doch also Trainer weiterbilden.  Wo das stattfinden sollte, weiß ich allerdings nicht.  Mit Sicherheit nicht bei Beamten einer Sporthochschule.  Da kommt nur Beamtenfußball dabei heraus, und den kennen wir ja zur Genüge.  Deutschland ist eigentlich das Idealland für fortbildungsunwillige Trainer.  Sie rotieren.  Aber sie lernen nichts dazu, weder durch das Rotieren (vielseitige Erfahrung), noch durch regelmäßige Fortbildungsseminare.

Rühmlich, Runjaic ging einmal nach Barcelona, um dazuzulernen.  Rapolder befürwortet den Konzeptfußball.  Andere Trainer haben sicherlich versucht, sich auf ihre Art weiterzubilden.  Alles gut und schön, man lernt dazu, ein wenig hier, ein wenig dort.  Aber das Ganze fehlt.  Die überbrückende Philosophie.  Der Powerfußball könnte die Antwort sein.  Nur, das Geschäft läuft gut für die Funktionäre, warum experimentieren?  Nach dem Motto:  „don’t touch it, if it ain’t broke.“  Eine tolle Einstellung.  Ändert man sie nicht, wird der deutsche Fußball weiter in die Mittelmäßigkeit abstürzen.  Mittelmäßigkeit, und das im Land der Denker!  Eine „rückwärtsgewandte Geisteshaltung“, nennt Rangnick diese Einstellung.  Kein Wunder, dass Klinsmann auswanderte. 

Mit vielen Trainern ist es wie mit vielen Köchen...

Was sagt man von vielen Köchen?  Dass Sie den Brei verderben.  Und was tun wir im Fußball?  Der neueste Trend ist, viele Trainer zu haben.  Schalke z.B. hat 12!   Kontrastieren Sie dieses schlecht zu koordinierende und oft widersprüchliche Massentraining mit dem Powerfußball.  Ein Fazilitator, der dazu nur selten etwas sagt und von seinem sich täglich abwechselnden Tageskapitän bestens vertreten fühlt.  Können zwölf Trainer eine Einheit formen?  Nein.  Kann ein Trainer es?  Ja, wenn er selbst nicht ein integraler Part der Mannschaft ist.  In anderen Worten, wenn die Mannschaft eigentlich sich selbst trainiert. 

Wer glaubt das schon.  Es ist doch so unsinnig.  Ist es aber nicht.  Sobald auch nur einer im Teamsport das Sagen hat, begrenzt er die Effektivität des Teams.  Ein Team muss, muss!, sich selbst formen und zu einem Gehirn zusammenwachsen.  Ein Team muss mit einem Gehirn spielen.  Zwölf Gehirne verderben mit 100% Sicherheit den Brei, also das Spiel.  Das zustande zu bringen ist die Kunst im Fußball.  Diese Philosophie ist genau entgegengesetzt zu der, die im Moment vorherrscht.

Trainerfähigkeiten – wie es sein sollte

Ein Trainer muss ein guter Lehrer sein.  Ein guter Lehrer weiß, dass der Fußball eine so einfache Sache ist – wenn er richtig konzipiert ist – dass er eigentlich nichts zu sagen braucht.  Die Spieler wissen schon alles über den Fußball.  Der Trainer muss nur e-duc-are, herausziehen, bewusst machen.  Bei einem einfachen Spiel kann der Trainer den Spielern nichts Neues beibringen.  Wie macht man etwas bewusst?  Indem man Fragen stellt, die Spieler die Sache besprechen lässt.  Natürlich muss man das clever machen, aber was dabei raus kommt ist, dass sich nach zwei-stündiger Gruppendiskussion ein von allen gehaltener Wert oder eine neue Einsicht oder Fähigkeit herausschält. 

Der neue Trainer, besser gesagt, Fazilitator, trainiert nicht mehr.  Er stellt Fragen.  Aber nur Fragen über Sachen, die den Fußball indirekt betreffen.  Das Training ist vorgeschrieben:  täglich eine halbe Stunde in der Schusshalle, täglich eine halbe Stunde in der Passhalle, täglich 1 ½ Stunden im Taktikraum, täglich eine Stunden im Yoga und Tae Bo Raum, und täglich 2 Stunden im Seminarraum.  Das repräsentiert 90% des Trainings im Powerfußball.  Einfach, bestens durchdacht.  Nur das Wesentliche wird trainiert und besprochen.  Aller Schwachsinn, wie Krafttraining, Dribbeltraining, Kopfballtraining, im Slalom um Hüte herumlaufen, etc., etc. gibt es nicht mehr.

Die Fähigkeiten eines Fazilitators sind woanders gegeben.  Hier ist eine kurze Zusammenfassung.  Er muss sich mit Gruppenarbeit und Teamentwicklung bestens auskennen.  Er muss sich als Mitspieler sehen, als einer der viel von den Spielern lernen kann.  Er muss authentisch sein, Vorbild für die Spieler.  Er muss Charisma haben, kreativ und innovativ, Teamgeist erzeugen können, enthusiastisch sein, etc.  Die Liste ist lang.  Von den Trainertypen (unter Trainer) erfüllen Intuitive und Kooperierende Trainer die meisten Anforderungen, die man an einen Powertrainer stellt.

Fazit

Wenn Sie sich ein wenig in die Sache versenken, und einige relevante Artikel in dieser Webseite lesen, werden Sie den obigen Paragrafen ein wenig besser verstehen.  Daher die beiden Bonmots, besser Weisheiten:  Fußballer werden produziert.  Fußball wird durch den Kopf gespielt.  Zu diesen Bonmots können Sie auch selbst kommen, wenn Sie sich fragen, was im Fußball wichtig ist.  Es ist wie die Herstellung von Ahornsirup: immer wieder filtern, bis die bloße Essenz bleibt. 

Powerfußball ist ein Kraftpaket.  Wer ihn spielt, wird die Konkurrenz hinwegblasen. 

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