Der Trainer sagt nichts!

Erwachsene lernen anders als Kinder. Pädagogik ist die Kunst und Wissenschaft Kinder zu unterrichten. Andragogik bezieht sich auf Erwachsene. Andragogik ist basiert auf vier Voraussetzungen: Selbstlenkung, Berufung auf Erfahrungen, individuellen Bedürfnissen und Problem-Fokussierung. Was folgt ist eine Anwendung von andragogischen Prinzipien auf Trainer und Spieler.

Die Implikation der Selbstlenkung ist ein Lernklima gekennzeichnet von Akzeptanz, Respekt, Unterstützung und Gegenseitigkeit. Die Betonung liegt auf Involvierung jeden einzelnen Spielers durch einen Prozess der Selbst-Diagnose von Lernbedürfnissen. Trainer und Spieler untersuchen zusammen, wie die verschiedenen Aspekte des Trainings – und daher auch des Spiels – gestaltet werden könnten. Spieler werden voll im Training involviert. Der Trainer hilft und unterstützt lediglich. Er stellt Fragen, aber diktiert nicht. Denn Fußball ist ein Spiel, mehr nicht, leicht zu erlernen; man benötigt keine besondere Expertise. Was weiß ein ausgedienter Spieler, zum Trainer avanciert, besser als die Summe der Spieler? Außer Erfahrung (und die ist nicht immer die beste), wenig.

Beide, Trainer und Spieler, sind daher für das Training verantwortlich. Diese geteilte Verantwortung beinhaltet auch, dass jeder Spieler sich selbst bewertet. Der Trainer hilft, Beweise mit und für den Spieler zu sammeln, um Fortschritt oder fehlenden Fortschritt festzustellen. Auf keinen Fall urteilt der Trainer über den erwachsenen Spieler: dies wäre das ultimative Geste des Diskrespekts und der Abhängigkeit. Welcher erwachsene Mensch will schon von einem anderen, insbesondere von einem Trainer, bewertet werden? Man sollte sagen, dass ein Versagen des Spielers die Schuld des Trainers ist, wäre der Trainer allein verantwortlich. Ähnlich dem Professor an der Uni, der 60% der Studenten durchfallen lässt, weil er nicht unterrichten kann und dafür gerügt werden sollte (eine Gehaltskürzung wäre wirksamer), was er aber nicht wird, weil er unbeaufsichtigter, nichtbewerteter Beamter ist, ist auch der Trainer verantwortlich für die Leistungen der Spieler, wenn sein Führungsstil autokratisch ist.

Ist der Spieler aber in der Verantwortung, und der Trainer hilft nur, liegt die Verantwortung hauptsächlich beim Spieler. Das wird er selbst einsehen und sich dann doppelt anstrengen. Der Trainer kann ihm dabei helfen, wenn der Spieler Hilfe beantragt.

Ein Kader von 22 Spielern bringt viele und verschiedene Erfahrungen mit, die Implikationen für das Training haben. Der Trainer sollte daher partizipative, erfahrungsbasierte Techniken anwenden, um Spielererfahrungen zum Tragen zu bringen. Spieler sollten lernen, wie sie Gelerntes auf dem Spielfeld anwenden können. Dazu gehören auch Aktivitäten, damit Spieler ihre Erfahrungen objektiv betrachten können, und „zu lernen von ihren Erfahrungen zu lernen.“ Das Training sollte also um die Bedürfnisse der einzelnen Spieler gestaltet werden. Keine leichte Aufgaben. Mitunter können homogene Gruppen diese Trainingsbedürfnisse befriedigen, mitunter heterogene Gruppen.

Erwachsene Spieler bevorzugen Problem- oder Performance-zentriertes Training. Der Trainer muss also Lernerfahrungen anwenden, die auf die Bedürfnisse des einzelnen Spielers zugeschnitten sind. Das Organisationsprinzip ist also nicht der Spieler, sondern die Probleme, die Spieler haben.


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