Wie man Entscheidungen trifft

Als Trainer haben Sie vier Möglichkeiten, Entscheidungen zu treffen: Sie können Entscheidungen selbst treffen, Sie können die Spieler zu Rate ziehen, Sie können die Spieler an Entscheidungen teilnehmen lassen, oder Sie können die Spieler empowern, Entscheidungen selbst zu treffen. Welcher Entscheidungsstil ist der beste? Oder sollte man von verschiedenen Stilen Gebrauch machen?

Autokratische Entscheidungen

Der erste Entscheidungsstil ist autokratisch. Sie treffen alle Entscheidungen, weil Sie der Trainer sind und weil Sie für Ihre Entscheidungen bezahlt und bestraft werden. Sie können zwei Wege gehen: Sie können Ihre Entscheidungen den Spielern einfach mitteilen. Oder Sie können etwas nachsichtiger und permissiver sein, und den Spielern Ihre Entscheidung erklären und begründen.

Wenn Sie ein Denktyp sind, wenn also Ihre Handlungen von der Logik und dem Verstand her bestimmt sind, werden Sie eine natürliche Tendenz haben, autokratische Entscheidungen zu treffen. Diese Tendenz entwächst aus Ihren Prinzipien. Sie treffen Ihre Entscheidungen nicht leichtfertig, sondern denken lange über eine Sache nach, bevor Sie sich entscheiden. So glauben Sie es besser zu wissen als die Spieler, was gut für die Mannschaft ist, ja sogar, was gut für die Spieler ist. Nur ist Ihr Denken oft auf lückenhafte Kenntnisse von Tatsachen und Fakten aufgebaut und auf einer falschen Einschätzung von der Persönlichkeit und Menschlichkeit eines Spielers. So sind Ihre Entscheidungen nicht immer die besten, denn die Mannschaft als Kollektiv weiß mehr als Sie.

Wenn Sie autokratische Tendenzen haben, liegt die Herausforderung darin, Ihr Angebot von Entscheidungsstilen zu erweitern. Lesen Sie diesen Artikel und denken Sie einmal über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Entscheidungsstile nach. Zwei Köpfe sind immer, noch einmal, immer, besser als ein Kopf. Die Denkpower eines Spielkaders von, sagen wir, 25 ist Ihrem Denken zu jeder Zeit und über jedes Thema haushoch überlegen. Wenn Sie diese Power ignorieren, tun Sie sich selbst und Ihren Spielern unrecht. Auch ist Denken nur eine Art zu Sein, nur eine Art Entscheidungen zu treffen. Komplementieren Sie Ihr Denken, indem Sie die Spieler in Ihr Denkgut und Ihren Denkprozess mit einbeziehen und es so vervollständigen und erweitern. Denn der Fußball ist ein Teamsport. Alle müssen einer Meinung sein, um Einigkeit zu erzielen. Das sollte Ihr Streben und Ihr Prinzip sein oder werden. Sie helfen und ermöglichen. Aber Sie sind nur einer von vielen, auch wenn Sie den Stempel "Trainer" tragen.

Im Teamsport sind autokratische Entscheidungen nicht angebracht. Die beiden Begriffe - Team und Autokratie - passen überhaupt nicht zusammen. Sie sind Gegensätze. Autokratisches Benehmen eines Trainers ist daher nicht akzeptabel. Es gibt aber Dinge, welche die Spieler nicht betreffen und an denen sie kein Interesse haben, die von Ihnen bestimmt werden können. Nur sollten Sie auch diese Entscheidungen den Spielern mitteilen. So erreichen Sie ein Gesamtwissen, basiert auf voller Kommunikation.

Konsultative Entscheidungen

Der zweite Entscheidungsstil ist konsultativ. Sie treffen eine Entscheidung erst dann, wenn Sie mit den Spielern darüber gesprochen haben. Sie können hierbei Ihre Spieler einfach nach Information und Fakten befragen. Oder Sie können mit den Spielern konferieren, um ihre Ideen und Meinungen anzuhören.

Wenn Sie die Spieler fragen, was sie denken und wissen, werden Sie vielen von ihnen das Gefühl geben, schon in den Entscheidungen mit einbezogen zu sein. Insbesondere diejenigen, die es nicht gewohnt sind, gefragt zu werden, werden glauben, dass das, was sie sagen, in Ihrer Entscheidung irgendwie reflektiert wird. Sie müssen es also von Anfang an klarstellen, dass sie nicht unbedingt von dem, was die Spieler ihnen sagen, Gebrauch machen werden. Es ist sogar besser, wenn Sie den Spielern von Ihren Gedankengängen erzählen und sie so mit einbeziehen, so dass sie dazu geben können. Wie Sie sehen, ist Konsultieren nur ein kleiner Schritt vom Partizipieren entfernt. Das ist besonders der Fall, wenn Sie mit der ganzen Mannschaft und nicht nur mit einzelnen Spielern konsultieren und wenn Sie den Mut haben, Ihre Gedanken der Kritik der Spieler auszusetzen.

Zu konsultieren, zu kommunizieren, laufend mit den Spielern zu reden, ist wünschenswert, beinahe ein Muss. Aber aus dem Gelernten eigene Entscheidungen zu treffen, ist nicht empfehlenswert, jedenfalls nicht, wenn Sie ein effektives Team haben wollen. Denn wenn Sie konsultieren und von den Empfehlungen der Spieler Gebrauch machen, ist die Entscheidung nicht mehr nur Ihre. Sie reflektiert dann auch die Gedanken der Spieler.

Partizipative Entscheidungen

Der dritte Entscheidungsstil ist partizipativ. Sie schließen die Spieler in Ihre Entscheidungen mit ein. Dabei können Sie entweder demokratisch vorgehen oder den Konsens suchen. Wählen Sie die demokratische Weise, entscheidet die Mehrheit. Sie haben dann nur eine Stimme. Wählen Sie den Konsens, müssen alle der Entscheidung zustimmen. Konsens ist ein rationaler Prozess, basiert auf Diskussion, Überzeugung und gutem Willen.

Wenn Sie ein effektives Team aufbauen wollen, ist die demokratische Wahl, Mehrheit, nicht gut genug. Um Einheit und Einstimmigkeit hervorzurufen, brauchen Sie Konsens. Mehrheit führt zu nichts, nur zum Konflikt, aber nicht zur Verbundenheit und Harmonie. Im Teamsport ist Konsens ein Muss. Nur ist der Prozess nicht einfach. Sie brauchen Geduld und Geschicklichkeit, um viele verschiedene Meinungen zusammenzuschmelzen und zu einem einheitlichen Entschluss zu kommen. Sie spielen hier die Rolle eines Unterhändlers an, eines Verhandlungsexperten, der mit großer Geduld erhitzte Gemüter beschwichtigt und zum Konsens führt.

Wenden Sie Konsens für wichtige Sachen an, die alle angeht. Saisonziele zu setzen, ist ein Beispiel. Trainingszeiten festzusetzen, Trainingsinhalte zu bestimmen, Verhaltensmaßregeln aufzuziehen oder das taktische Verhalten zum nächsten Gegner auszuklügeln sind vier weitere Beispiele. Die demokratische Methode dagegen, Mehrheitsentscheidung, ist im Fußball total fehl am Platz, denn sie zerstört die Teamarbeit.

Delegierte Entscheidungen

Der vierte Entscheidungsstil ist die Delegation. Die Spieler werden zu Mittrainern. Sie sprechen und handeln wie ein Trainer. Die Spieler partizipieren aber nicht nur, sondern Sie, der Trainer, vertrauen allen Spielern genug, um ihnen diese Entscheidungspower und Autorität zu geben. Sie können die Delegation auf einige Aufgabengebiete beschränken. Oder Sie können alle Spieler empowern und ihnen volle Autorität und Verantwortung geben. Das heißt aber nicht, dass Sie so der Verantwortung enthoben sind. Geben Sie Autorität und Verantwortung im gleichen Maße und machen Sie das Verhältnis dieser beiden Begriffe den Spielern klar.

Delegation ist die ideale Entscheidungsmethode im Fußball. Ein Ideal existiert aber nur in unserer Vorstellung. So muss man die Sache vorsichtig angehen. Delegieren Sie anfänglich einfache Dinge. Läuft es gut, delegieren Sie ein wenig mehr. Das trifft auf einzelne Spieler, auf Gruppen von Spielern und auf die ganze Mannschaft zu. Handelt Ihr Team total verantwortlich, können Sie es empowern. So setzen Sie die Spieler frei, für sich selbst und die Mannschaft zu denken und zu handeln. Die Spieler werden dann nicht mehr kontrolliert, sondern sie selbst haben Kontrolle über ihr Spiel, eine Kontrolle, die nicht von Ihnen oder vom Verein beschnitten wird, so lange alle Mitbeteiligten verantwortlich handeln. Jeder Spieler ist dann auch ein Trainer. Er denkt und handelt dementsprechend. Er fühlt sich verantwortlich. Sie helfen den Spielern, Sie sagen ihnen aber nicht mehr, was sie zu machen haben. Sie ermöglichen es, dass die Spieler so sein können. Dafür gebührt Ihnen die Ehre und der Erfolg. Die Spieler werden nicht sich selbst, sondern Sie auf den Händen tragen, denn Sie haben den Spielern diese Freiheit ermöglicht.

In der Praxis, wann sollten Sie delegieren? Wenn es möglich ist. Was sollten Sie delegieren? Was die Spieler selbst besser entscheiden können als Sie. Wie sollten Sie delegieren? Vom Einfachen zum Komplizierten, vom Leichten zum Schwierigen und vom Einzelnen zum Mannschaftlichen.

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