Eine Teamkultur aufbauen

Wenn Sie sich als Mannschaftsführer ansehen - also als Mitspieler, als Fazilitator, also nicht als autoritärer Trainer - ist Ihre wichtigste Aufgabe, eine produktive Teamkultur zu erzeugen und zu erhalten. Eine wesentliche Kultur lässt die Spieler wissen, was von ihnen in verschiedenen Situationen erwartet wird. Diese Erwartungen verringern ihrerseits die Notwendigkeit, Spieler zu kontrollieren und fördert die Entwicklung von autonomen, selbstfungierenden Teams. Wenn Spieler die Möglichkeit haben, ihre eigenen Angelegenheiten selbst zu managen, natürlich innerhalb des Kontexts des Vereins, entwickeln sie schnell einen starken Verpflichtungssinn für ihr eigenes Verhalten, für das Teams und für den Verein. Ein erfolgreicher Trainer weiß, wie er eine positive Teamumgebung aufbauen kann. Dazu brauchen Sie eine Vorstellung von einer bejahenden Teamkultur und die Fähigkeit, diese Kultur zu artikulieren und ins Leben zu rufen. Es ist also eine aktive Rolle. Sind Sie passiv, passiert nichts.

Was heißt Teamkultur?

Kultur ist eine positive, soziale Energie, die Spieler dazu bewegt, zu handeln. Kultur ist für den Verein, was Persönlichkeit für den Einzelmenschen ist: etwas Unsichtbares und doch Vereinigendes, dass der Mannschaft Bedeutung, Richtung und Mobilmachung gibt. Im Einzelnen besteht die Kultur aus diesen Elementen:

1. Aus einer gewissen Benehmensregelmäßigkeit - was die Spieler laufend immer wieder machen.

2. Aus Normen, die sich aus dem Training und den Spielen entwickeln - z.B., den Gegner vor jedem Spiel genau zu studieren.

3. Aus dominanten Werten, die sich innerhalb der Mannschaft entwickeln - z.B., hart zu trainieren, nie aufzugeben, usw.

4. Aus einer Philosophie der Partizipation und der Beteiligung, die der Mannschaft hilft, ihre Ziele zu erreichen.

5. Aus Verhaltungsregeln für das Team, damit die Spieler bestens miteinander auskommen.

6. Aus einer Teamatmosphäre, die die Spieler anzieht und durch die sie sich gern an Teamaktivitäten beteiligen.

Sie müssen dabei aufpassen, dass sich die Kultur aus dem Spielkader entwickelt und von allen geteilt wird. Diese Kultur muss die genauen und allgemeinen Wege verkörpern, wie die Mannschaft bestens funktioniert. Die Spieler und Sie formen also diese Kultur. Sie besteht aus den Fakten, Wahrheiten, Wirklichkeiten, Ansichten, Glauben, Werten und Praktiken des Teams. Dieser Prozess ist teilweise bewusst und teilweise unbewusst. Er braucht mehr Zeit, wenn er unbewusst ist, denn Spieler müssen sich an das Neue langsam gewöhnen, ohne viel darüber nachzudenken. Sie müssen diesen Prozess nicht nur ankurbeln, sondern auch sanft steuern.

Wie eine Teamkultur zustande kommt

Wie entwickelt sich eine Teamkultur? In vier Stufen.

1. Die Mannschaft formiert sich. "Der Trainer und unsere Mitspieler werden uns schon sagen, wie es hier zugeht und was wir zu machen haben." Wenn die neue Mannschaft im Mai oder Juni zusammenkommt, erwarten die neuen Spieler von Ihnen und ihren Mitspielern, dass sie ihnen sagen, wie sie in die Mannschaft passen und wer die Power und den Einfluss innerhalb der Mannschaft hat. Sie wollen von Ihnen und den Mitspielern akzeptiert werden und eine gewisse Vertrautheit erlangen. Die Spieler wollen ferner, dass Sie ihnen die Rolle, die sie im Team zu spielen haben, genau erklären, damit sie sich mit ihr identifizieren können.

2. Die Mannschaft wird aufgebaut. Nach der Formierung kommen die Spieler zusammen, lernen sich kennen und trainieren zusammen. Im Idealfall sagen sie: "Wir sind eine tolle Gruppe; wir alle mögen einander." So wird die Mannschaft idealisiert. Teamwerte und Glaubensansichten bilden sich. Eine Harmonie entsteht, und die Spieler passen sich an. Intimität ist gefragt. Mit der Zeit wird die Mannschaft zu einem engen Team. .

3. Die Mannschaft spielt. Endlich fangen die Spiele an. Jetzt will man Erfolg haben. Teamwork auf dem Spielfeld ist gefordert. Wenn sie ihn einmal spüren, wollen die Spieler den Teamgeist nicht wieder verlieren. Der Teamgeist hält so die Mannschaft zusammen, auch wenn sie einmal verliert. Den Spielern wird ihre Abhängigkeit von einander klar: "Wir spielen gut, denn wir verstehen uns gut."

4. Die Mannschaft reift. "Wir wissen, wer wir sind, was wir wollen, was wir können und wie wir unsere Ziele erreichen können." Das Team ist erfolgreich. Das Team funktioniert effizient. Die Spieler haben sich aneinander gewöhnt, sie mögen einander, sie wollen zusammen bleiben. Sie sind voll bei der Sache. Sie wollen ihre Teamkultur nicht aufgeben.

Teamkultur und Zeit

Wenn neue Spieler hinzukommen und alte Spieler gehen - insbesondere, während der Saison - verändert sich die Teamkultur. Es ist dann schwer, noch einmal durch die vier Stufen zu gehen. Daher sind Blitztransfers oft nicht wirksam. Es braucht nur ein neuer Spieler zu kommen, um die Kultur durcheinander zu bringen, sie zu stören. Ist der Neuzugang dazu noch ein Star, kommt die Teamkultur noch mehr durcheinander. Sie sollten sich also überlegen, ob es ratsam ist, während der Saison neue Spieler zu fordern - wenn Sie eine starke Teamkultur aufgebaut haben.

Sie müssen sehen, auf welcher Stufe ihr neues "Juniteam" sich befindet und wie es sich entwickelt. Denn Sie wollen ja so schnell wie möglich Stufe 4 erreichen und das Team auf dieser Stufe halten. Wenn Sie eine gute Hand haben, können Sie in wenigen Tagen die Stufen durcheilen. Es kann aber auch Monate dauern. Viele Faktoren werden Ihr Team laufend bombardieren und das Wachstum der Teamkultur unterbrechen. Einige sind nicht einmal unter Ihrer Kontrolle. Es kommt daher darauf an, diese Faktoren schnell zu erkennen und sie entweder abzuschirmen oder zu integrieren. Da kann Ihnen die Mannschaft helfen.

Bestandteile der Teamkultur

Was sind die wichtigsten Bestandteile einer Teamkultur? Der wichtigste ist die Auswahl der Spieler. Wie neue Spieler sich einfügen, hängt von ihren persönlichen Werten, Glauben und Perzeptionen ab, wie ein Team funktionieren sollte. Ein Sozialisierungsprozess findet statt. Die Neuen lernen, was die Alten schätzen: ihre Werte, Normen und (mitunter unausgesprochene) Regeln. Sie sind der Steuermann in diesem Prozess. Mitunter zeigt es sich, dass ein neuer Spieler überhaupt nicht in das Team passt, sondern es nur durcheinander bringt. Dieser Spieler sollte vorerst vom Team ferngehalten werden, so dass er keinen Schaden anrichten kann. Ist er lernfähig, kann er sich der Teamkultur mit der Zeit anpassen und dann in das Team integriert werden. Ist er es nicht, sollte er den Verein verlassen können.

Am effektivsten ist es, wenn die kulturellen Werte und Glauben der Mannschaft durch Jargon, kleine Geschichten, Metaphern und andere Rituale kommuniziert wird. Das Team kann zum Beispiel eine eigene Zeichensprache, Worte und Ausdrücke entwickeln. So können sie blitzschnell kommunizieren. Auch weiß der Gegner nicht, was vor sich geht.

Die Rolle des Trainers in der Formation der Teamkultur

Ihre wichtigste Funktion ist, die Teamkultur so zu steuern, dass sie produktiv und effizient wird. Um das tun zu können, müssen Sie sich auf dem Laufenden halten, was in der Mannschaft vorgeht. Sie müssen unterscheiden können, welche Faktoren wünschenswert sind und welche nicht. Sie müssen motiviert und fähig sein, in die Kultur einzugreifen und sie umzuorganisieren, wenn sie in die falsche Richtung läuft. Dazu brauchen Sie oft ein dickes Fell, denn sie müssen viel von dem Frust und den Ängsten der Spieler absorbieren können.

Am schwersten wird es Ihnen wohl fallen, die kulturellen Annahmen zu ändern. Sie wollen eine wirksame Kultur, die auch zum Erfolg führt. Dazu müssen Sie die Ideen und Perspektiven einiger Spieler der Kritik anderer Spieler aussetzen. Auch sollten sie den Spielern Ihre eigenen Annahmen und Werte zur Diskussion vorlegen. Wichtig ist, dass die Ideen der Spieler und Ihre eigenen Ideen in eine positive, gemeinsam entwickelte Teamkultur passen. So wird ein Baustein zum anderen gesetzt. Die Formation der Teamkultur ist ein dauernder Lernprozess.

Am besten ist es, wenn Sie eine Vision der anzustrebenden Kultur gemeinsam mit der Mannschaft entwickeln. Nehmen Sie einen, zwei, sogar drei Tage, am Anfang der Saison, um diese kulturelle Vision gemeinsam zu erzeugen. Jeder Spieler muss sie akzeptieren können. "Wie muss unsere Mannschaft sein, damit alles bestens läuft?" Entwickeln Sie ein Manifest der Teamkultur. Diskutieren Sie dieses Manifest mit den Spielern, damit es verinnerlicht wird und richtungsweisend ist.

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