Aus fünfundzwanzig Spielern eine Einheit zu formen ist nicht
leicht. Besser ausgedrückt, es ist sehr schwierig. Denn im Fußball
Höchstleistungen zu bringen, ist ein komplizierter und zerbrechlicher Prozess.
Vereine mit Talent, aber ohne Kohäsion, gewinnen zwar, aber nicht regelmäßig.
Ihre Erfolgskurve geht rauf und runter, wie der Dax. Andere Vereine mit weniger
Talent, aber guter Kohäsion und Synergie, spielen gleichmäßig, verlässlich gut
und gewinnen einen übermäßigen Prozentsatz ihrer Spiele.
Erfolgreiche Mannschaften sind also in der Lage, viele kleine und große Sachen
regelmäßig richtig zu machen. Das kann nur geschehen, wenn die Mannschaft aus
einem Guss spielt. Wenn Spieler nicht gut zusammen und füreinander spielen,
also wenn sie keine Einheit bilden, ist das Gewinnen Zufallssache.
Team Spieler zeugen
"Die weitaus besten Spieler sind Teamspieler. Sie ermutigen,
unterstützen und fordern ihre Mitspieler heraus, wenn es Not tut. Sie
respektieren und schätzen die vielen Rollen und Eigenschaften die nötig sind,
um ein effektives Team zu formen und zu halten." (Michael Jordan) Da holt sich
der Verein für viel Geld ein großes Talent, nur um herauszufinden, dass er kein
Teamspieler ist. Das Talent wird sofort auf die Bank verbannt, denn der Trainer
fürchtet zu Recht, dass der neue Spieler sein sorgfältig aufgebautes Team
zerstören kann. Auch wenn die Mannschaft das Talent auf der Bank sitzen sieht,
spielt sie plötzlich noch besser.
Das Talent muss mehr bringen, als nur den eigenen Kopf und Körper zu
synchronisieren. Er muss eins werden mit der Mannschaft und den Trainern. Denn
nur das Team gewinnt. Er muss seinen Platz finden in der Mannschaft und sich so
schnell wie möglich an die anderen Spieler und an die Trainer gewöhnen. So
ergeht es neuen Spielern, sie müssen schnellstens ins Team integriert werden,
damit das Team stärker wird. Das ist keine leichte Aufgabe für den Trainer,
insbesondere wenn er aus der alten Schule kommt und meint, nur er wäre der
Boss. "Da Teamwork so frustrierend und schwer erfassbar ist, gibt es so
viele lahme Vereine, die sich festgefahren haben und nicht von der Stelle
kommen" (Pat Riley). Das sieht man in der Bundesliga jede Woche. Gute
Talente, aber schlechte Teamarbeit, daher vom Glück und der Laune, aber nicht
vom Können abhängige Erfolge.
Teamwork kommt auch nicht zustande, indem man viel darüber redet. Es gibt keine
Magie, um es herbeizuzaubern. Gewinnen wollen oder sich hart einzusetzen
(kämpfen) ist nicht genug. Kämpfen müssen diejenigen Clubs, die weder Talent
noch Teamwork haben. Was bleibt sonst noch übrig? Und wenn ein Verein einmal
drei oder vier Spiele hintereinander gewinnt, ist dies noch kein Zeichen von
guter Teamarbeit. Denn wenn andere Vereine auch schlechte Teamarbeit verrichten
(obwohl sie wohl das Entgegengesetzte behaupten und glauben), klettern sie die
Tabelle einmal hinauf und dann wieder herunter, wie es gerade kommt.
Schwierigkeiten
Die Schwierigkeit liegt darin, Trainer zu finden, die es verstehen, aus
elf plus fünfzehn Spielern ein Spitzenteam zu formen. Denn ohne gute
Menschenkenntnisse, ohne einsichtsvolle Methoden, wie man Spieler in ein Team
zusammenschmiedet und ohne ein breites Wissen, wie man Teams mit Eigenleben,
das sich laufend ändert, führt, tun sich Trainer schwer, eine Mannschaft
aufzustellen, die regelmäßig ihr Potential ausschöpft.
Denn jede Woche ändert sich das Team. Spieler verletzen sich, neue Spieler
kommen in die Stammelf, es gibt Persönlichkeitskonflikte, Neid und Eifersucht
wegen der Aufstellung. Eine gut eingespielte Elf ist wie ein geschlossener
Ring. Wenn nur ein Spieler ausfällt, existiert dieser Ring, das alte Team nicht
mehr. Denn der neue Spieler wird andere Beziehungen zu den zehn Spielern haben
als der alte Spieler. Daher muss die Teamchemie erneuert werden. So wird es
jede Woche gehen. Am besten sehen Sie dies, wenn Sie ein Soziogramm aufstellen:
Machen Sie eine Zeichnung von den elf Spielern, sagen wir in einer 4-4-2
Formation, und stellen Sie eine Verbindung her (einen Strich), wenn immer ein
Spieler den Ball zu einem anderen schießt. Also ein Ballkontakt Soziogramm. Es
ist ein gutes Mittel, Teamwork und Spieltaktik zu analysieren. Wie sie sehen
werden, haben einige Spieler viel mehr Ballkontakte als andere. Wenn diese
ballkontaktfreudigen Spieler plötzlich ausfallen, muss sich das Team total neu
konfigurieren.
Welche anderen Faktoren arbeiten gegen Teamwork? Es gibt einige Spieler, die
von Natur aus versuchen zu dominieren. Es gibt andere, die fast nie in der
Startelf spielen, daher unzufrieden sind und gut aussehen wollen, damit sie in
die Stammelf kommen. Es gibt noch andere, die können sich mit der Idee, sich
dem Team unterzuordnen, nicht abfinden. Dazu kommt noch das Emotionale -
Ängste, Ärger, Rivalitäten, Unzufriedenheit und Ressentiments. Jeder glaubt,
dass er die Sache schon gut macht, sorgt sich aber über andere, die nach seinem
Ermessen es nicht so gut machen. Das Mentale und Emotionale ist daher eine
weitaus größere Hürde für eine effektive Teamarbeit als das Physische.
Ein Team zeugen
Wenn Sie jetzt aber Spieler hätten, die nicht nur physische und
geistige, sondern auch emotionale Intelligenz haben, dazu noch eine gesunde
mentale Einstellung, so dass sie gut miteinander auskommen und spielen können,
dann wäre es schwierig, Ihr Team zu schlagen. Durch emotionale Intelligenz
können physische Fähigkeiten erst aufblühen, insbesondere auf fremden Plätzen
und in einer schwierigen Umgebung. Ein gutes Beispiel dafür ist Englands
historischer 5:1 Gewinn gegen Deutschland. Die Engländer waren emotional und
mental viel reifer (nicht durch Zufall, sondern durch gezieltes Training) als
die Deutschen, obwohl sie spielerisch nicht viel besser sind. Wenn Sie als
Trainer jeden Spieler gut kennen, können Sie pro-aktiv sein, indem Sie
Situationen voraussehen und Vorkehrungen treffen. Anstatt entmutigt zu werden,
hätte die deutsche Elf die letzte halbe Stunde als Training für das nächste
Spiel ansehen können. Sie hätte also ihre Einstellung total umstellen können.
Oder sie hätten voll durchspielen können, ohne sich viel um das Resultat zu
kümmern. Aber eine Einstellung muss da sein. Im Spiel gegen England hatte die
deutsche Elf keine.
An und für sich, wenn Sie die Sache aus einer anderen Perspektive betrachten,
ist es leicht Einheit zu erzeugen. Man muss nur alles zusammen machen. Wenn
Trainer und Spieler alles zusammen planen, organisieren und ausführen entsteht
auf eine ganz organische Art und Weise eine Einheit. Wenn Trainer und Spieler
wenig zusammen machen, und der Trainer den Spielern sagt, was sie zu tun haben,
kann ja keine Einheit entstehen. Wie sollte es auch? Nur geht es gegen die
Tradition und Gebräuchlichkeit, oft zwei schwere Bleiklötze, die den
Fortschritt und die Verbesserung verhindern. Was ist denn das für ein Trainer,
der alles mit der Mannschaft bespricht, wird man sagen. Da stimmt doch etwas
nicht. Oder? Nein, es ist umgekehrt. Es stimmt etwas nicht, wenn der Trainer
alle Entscheidungen selbst trifft, und die Spieler diese Entscheidungen wie
Lämmer ausführen müssen, auch wenn sie mit den Entscheidungen gar nicht
übereinstimmen. So produziert man Mittelmäßigkeit auf jedem Gebiet. Der Methode,
des Denkens wegen. Ergo, man muss anders denken, andere Methoden anwenden. So
kommt man heraus aus der Misere und wird erfolgreich.
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