Verteiler und Scharfschützen

Es gibt im Powerfußball beim Angriff zugleich 22 Verteiler und Scharfschützen.  Also der gesamte Spielkader, einschließlich Torwart, übt sich in Pässen und Torschüssen.  Denn der Angriff beinhaltet den eigentlichen Sinn des Fußballs:  Tore zu schießen.  Die Verteidigung ist notwendig, um Tore zu verhindern, gewinnt aber kein Spiel.  Sie ist bloßes Mittel zum Zweck.

Verteiler

Aufgrund Gretzkys (Wayne Gretzky, kanadischer Eishockeystar) einzigartiger Spielweise als Passgeber... beginnt ein Interview mit „The Great One“.  Der Bereich auf dem Spielfeld, in dem er agierte – rund um das gegnerische Tor  – wird von seinen Fans „Waynes Büro“ genannt.

Das Verteilungssystem bestimmt den Erfolg auch im Fußball.  Sind alle Spieler in der Lage, den Ball optimal nach vorn zu spielen, bleibt der Erfolg nicht aus.  By „optimal“ meine ich, dass alle Spieler die Fähigkeit haben, den Ball so nach vorn zu spielen, dass er auf kürzesten Weg zum Torschuss führt. 

Verteilen ist Kopfsache.  Spieler müssen „das Auge“ haben, um gute Verteiler zu werden.  Sie müssen das ganze Spielfeld im Blickpunkt haben, sie müssen wissen wer wo steht, wer sich wohin bewegt, dies alles im Kopf analysieren, abwägen, bewerten, „sehen“, um den Ball dann dem Mitspieler zuzuspielen, der die höchste Wahrscheinlichkeit bietet, durch einen Torschuss ein Tor zu erzielen.  Das ist nicht leicht. 

Man verteilt den Ball aber nicht nur, um Mitspieler den Torschuss zu ermöglichen.  In den meisten Fällen muss man den Ball weiter verteilen, zu einen anderen Spieler, der besser positioniert ist.  Dafür haben wir ja zwei Augen:  eines, um, Priorität!, durch einen guten Pass den Torschuss vorzubereiten; ein anderes, um den Ball weiterzuleiten an den Spieler, der die beste Möglichkeit hat – das zu tun, was man selbst nicht tun kann – eine gute Vorlage zum Torschuss zu geben.

Im Powerfußball wird „das Auge“ jeden Wochentag für eine Stunde geschult.  Und das die ganze Spielkarriere lang.  Nur so kann man Perfektion erlangen.  Der gegenwärtige Fußball ist von Perfektion Jahre entfernt.  Es gibt noch nicht einmal Ansätze.  Man schiebt den Ball einfach dem nächststehenden Spieler zu.  So steht man in den Augen des Trainers und der Zuschauer gut da, denn man macht keinen Fehler.

Übrigens hat der Torwart, weil er das ganze Spielfeld übersehen kann, die beste Möglichkeit ein guter Verteiler zu sein.  Er muss den Ball also blitzschnell aus der Luft greifen und ihn per Hand oder Schuss an denjenigen Mitspieler weitergeben, der den Ball am besten an einen Scharfschützen weiterleiten kann.  Der Torwart ist daher im Powerfußball ein wichtiger Mann:  er muss sein Tor behüten und Angriffe einleiten.

In England kursiert eine Performance Analyse, die sie Prozone nennen und von der sie viel halten.  Es ist ein „im-nach-hinein“ System, also zum Lernen ungeeignet, aber einigermaßen gut, um Spieler zu entlassen, die bei Anwendung von Prozone schlecht abschneiden. 

Scharfschütze

Natürliche ist jeder Spieler Verteiler und Scharfschütze.  Nur ist das Verteilen weitaus schwieriger, denn beim Torschuss, den man Hundert Tausende Mal beidbeinig in der Schusshalle geübt hat, knallt man einfach „drauf“, d.h.,  man schießt ihn dorthin, wo der Torwart den Ball nicht erwartet:  in eine der vier Torecken. 

Auch verändert sich die Situation laufend.  In einem Moment ist man potenzialer Scharfschütze („scharf“ heißt hier übrigens mit Wucht, Energie, Chi), im nächsten schon wieder Verteiler.  Wer schließlich das Tor erzielt, ist unwesentlich.  Verteiler und Torschütze sollten gleiche Punkte erhalten, wenn Verteilung und Schuss zu einem Tor führt.  Vielleicht sollte der Verteiler sogar einen Punkt mehr bekommen, denn es ist ein leichtes, den Ball aus guter Position ins Tor zu schießen.

Insgesamt gesehen, hat jeder Spieler also drei Rollen zu spielen:  Verteiler,  Torschütze und Verteidiger.  Zu Verteidigen und aufs Tor zu schießen sind im Vergleich relativ einfach.  Den Ball optimal zu verteilen, ist dagegen eine Kunst (die, Gott sein Dank, gelernt werden kann).

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