Profil eines denkenden Spielers

Man sucht sich, oft unbewusst, seinen eigenen Typ als Freund aus, weil er auf der gleichen Wellenlänge ist, das gleiche Schwingungsmuster hat und weil die Chemie zu stimmen scheint. Wenn Sie, zum Beispiel, hauptsächlich ein Sinnesmensch sind - also jemand der sich im Leben nach den fünf Sinnen orientiert, ein realistischer, praktischer, faktischer Mensch - werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit andere Sinnestypen als Freunde haben. In einem Verein besteht also die Gefahr, dass der Vorstand einen Trainer aussucht, der vom Typ her ähnlich ist, wie sie selber. In ähnlicher Weise werden Vorstand und Trainer Spieler aussuchen, die gut in die Mannschaft passen. Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit wieder den gleichen Typ wählen. Eine Mannschaft sollte aber aus verschiedenen Typen zusammengesetzt sein, sonst wird er einseitig und kann nie zu einem Ganzen werden. Denn jeder Typ hat seine Stärken und eine holistische Mannschaft bedarf aller Typen.

Vier Spielertypen

Gefühlstypen werden oft von der Presse und vom Publikum gnadenlos kritisiert und mit Schimpfworten bedacht (Heulsuse), wenn sie nicht gut spielen. Das tut den Spielern sehr weh, und zu Recht. Denn der psychische Blueprint ist gegeben, er verändert sich im Leben nicht sehr. Gefühlstypen sind nun einmal zart gestimmt und brauchen Harmonie, um voll aufzuleben. Die meisten Vereine haben keine Gefühlstypen, weil diese sich im rauhen Fußballgeschäft oft nicht durchsetzen können. Das ist schade. Denn kein anderer Typ versteht es, so gut mit anderen Menschen umzugehen wie der Gefühlstyp. Seine Stärke ist, sich mit anderen Menschen gut zu verstehen und gute menschliche Beziehungen aufzubauen. Sie können in einer Mannschaft Wunder bewirken, was das Verhältnis der Spieler zueinander, das Mannschaftsklima und die Kameradschaft angeht. Vereine, die keinen Gefühlstyp haben, sind oft unpersönlich, ohne Herz, kühl sachlich. Außerdem haben Gefühlstypen ein gutes Gefühl für den Ball und das Spiel. Sie können ferner ihre Mitspieler ermuntern, ihnen gut zureden und sie motivieren.

Denktypen, wenn sie die Spielstrategie des Trainers annehmen, was nicht immer der Fall ist, bemerkt man auf dem Spielfeld sofort, weil sie, wenn sie den Ball annehmen, ihn selten sofort weiter spielen. Sie scheinen vor dem Abspiel zu zögern. Der Grund ist, dass sie erst nachdenken müssen, wohin sie den Ball spielen sollen. Dieser Prozess braucht Zeit. Denktypen spielen gerne nach einem System, das sie akzeptieren können. Daher ist es wichtig, dass sie auch daran beteiligt sind so ein System zu entwerfen. Da sie logisch und analytisch sind, sind sie ideal dazu geeignet eine gute Taktik auszudenken. Sonst sind sie sehr kritisch und es kann leicht zu Konflikten mit dem Trainer kommen. Sie passen auch auf, dass jeder auf dem Spielfeld da steht, wo er nach dem System her stehen sollte. Sie haben dabei das ganze Spielfeld im Auge. Die Berufsauffassung von Denktypen ist makellos, es sein denn, sie haben unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten mit Mitspielern oder dem Trainer.

Intuitive Typen sind kreative Spieler. Sie spielen den Ball oft blind, nicht immer optimal, aber ab und zu genial. Sie suchen laufend nach Öffnungen beim Gegner. Sie sind also hauptsächlich im Angriff oder Mittelfeld zu finden. Intuitive Spieler sind schlechte Verteidiger, weil sie dazu nicht geeignet sind. Bei Ecken und Strafstößen ahnen sie, wo der Ball hingehen wird. Da sie die Routine hassen, spielen intuitive Spieler immer anders, sind also schwer auszurechnen. Sie spielen, wie es ihnen in den Sinn kommt und gehen mit der Entwicklung des Spiels. Wenn auf dem Spielfeld wenig passiert und es um wenig geht, werden sie leicht entmutigt. Aber im UEFA Cup spielen sie groß auf, da sehen sie viele Möglichkeiten, und spielen daher mit großen Enthusiasmus.. Sie spielen für die Zukunft und je mehr auf dem Spiel steht, desto besser spielen sie. Man kann sie auch oft auf andere Positionen stellen, denn da sehen sie neue Möglichkeiten, für sich selbst und für das Spiel.

Die meisten Spieler sind Sinnestypen. Geradlinig, realistisch und praktisch leben Sinnestypen voll in der Gegenwart. Sie mögen am liebsten auf der gleichen Position spielen. Veränderungen behagen ihnen nicht. Sie brauchen viel Zeit, um sich an eine neue Position oder Aufgabe zu gewöhnen. Dieser Typ gibt dem Spiel Energie und Dynamik. Sinnestypen gehen voll ran, sind aggressiv und zeigen Spielfreude. Mit Hilfe des Trainers lernen sie von der Vergangenheit und verbessern sich dadurch. Sie kämpfen bis zum Ende. Sie spielen gern hinten, sind harte Verteidiger oder ganz vorne, wo sie auf Bälle lauern. Sie haben oft ein gutes Reaktionsvermögen. Sie glauben an ein Spielsystem, wenn es zu Erfolgen führt. Bringt es nichts, werden sie verunsichert und werden etwas anderes versuchen, gleich ob es ins Spielsystem passt oder nicht. Denn sie wollen, dass alles gut funktioniert.

Das bisher Gesagte bezieht sich auf extravertierte Typen. Introvertierte Typen machen sich nicht bemerkbar. Sie sind ruhig and spielen ihr Spiel, während extravertierte Typen sich durch laute Kommandos und viel Gerede bemerkbar machen. Wenn sie ein Tor schießen, sind sie demonstrativ in ihrer Freude, während die introvertierten Spieler den Freudenrummel nicht gern mögen.

Die volle Elf

Was meint man, wenn man sagt "hier stimmt die Chemie" oder "diese Elf ist ausgeglichen"? Verschiedenes. Im Idealfall sollte die Elf alle vier Typen enthalten. Wenn ein Typ fehlt, ist die Elf nicht komplett, ist sie kein Ganzes. Jeder Typ bringt Stärken, die andere Typen nicht haben. Wenn also ein Typ nicht vertreten ist, offenbart sich eine Schwäche. Zum Beispiel, wenn keine intuitiven Spieler in der Elf sind, wird die Mannschaft wenig Kreativität besitzen. Wenn die Sinnestypen nicht vertreten sind, fehlt die Energie und der unbedingte Einsatz. Fehlt die Gefühlstype, gibt es niemanden, der sich um das Team sorgt und es zusammenhält. Fehlt der Denktyp, kann das Spielsystem leicht verloren gehen, da es keiner aufrecht erhält.

Diese Art der Spielerzusammensetzung gibt es im Sport wohl selten. Es gibt sie aber in der Wirtschaft. Die Typentheorie erklärt die Teamdynamik. Die Dynamik eines Teams ändert sich sofort, sobald die Spieler sich auch als Typen kennen. Aus Ablehnung, "der ist mir zu blöd" (Denktyp über Gefühlstyp) oder "Mensch ist das ein kalter Typ" (Gefühlstyp über Denktyp), entsteht Schätzung, denn man erkennt plötzlich seine eigenen Schwächen und weiß, dass diese Schwächen die Stärken anderer sind. Wenn das Team sich bewusst ist, wo die Stärken der einzelnen Spieler liegen, ändert sich die Spielweise und die Dynamik. Plötzlich spielt man so, dass die Stärken aller Typen herauskommen können. Man spielt also in einer win-win Situation: nicht nur das Team gewinnt, sondern auch die Einzelspieler. Man braucht Mitspieler nicht unbedingt zu mögen, aber man respektiert sie, ihrer Stärken wegen, die man selbst als Schwächen hat. Wenn Denken erwünscht ist, sucht man Führung von den Denktypen. Wenn Kreativität erfordert wird, erwartet man es von den intuitiven Typen. Wenn Teamgeist und Ermutigung benötigt werden, sind die Stärken des Gefühlstyps gefragt. Wenn man die Ärmel aufkrempeln muss, um das Spiel noch zu kippen, treten die Sinnestypen in den Vordergrund.

Eine gute Mannschaft enthält alle Typen. Wenn dies bewusst geschieht, bildet die Mannschaft eine Einheit, ein Ganzes. Sie ist dann mehr als die bloße Summe der Spieler.

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